Mein Standpunkt zum Thema Wolf
Liebe Freie Wähler und Leser,
ab jetzt soll an dieser Stelle monatlich ein Beitrag zu einem Thema erscheinen, das Bürger unseres Landkreises bewegt. Nicht immer alle, aber für die Betroffenen soll es ein Hinweis sein, womit sich die einzelnen Mitglieder der Fraktion beschäftigen und an wen Sie sich gegebenenfalls wenden können. Gern können Sie auch Ihren Kommentar dazu abgeben.
Als der Wolf das erste Mal zu meinen Schafen kam, hatte ich die Einzäunung so stabil, dass die Schafe nicht ausbrechen konnten. Beim zweiten Mal wurde mir amtlich bestätigt, dass der Mindestschutz gegen den Wolf erfüllt war. Beim dritten Mal hat er auch den 1,50 m hohen Maschendraht überwunden. Die seit Jahrzehnten praktizierte artgerechte Haltung, bei der sich die Schafe zu allen Tages- und Jahreszeiten frei in den Koppeln bewegen können, ist nicht mehr möglich.
Ist der Wolf schuldig? Eindeutig nein! Er befriedigt nur seinen Nahrungstrieb. Solange es auf freier Wildbahn genügend Nahrung findet, nutzt er diese. Bei uns ist der Rehwildbestand aber bereits so gering, dass ein Jäger unserer Jagdgenossenschaft im vergangenen Jahr nicht ein Stück davon erlegen konnte. Er beantragte die Aussetzung der Jagdpacht, da er mit dem Abschuss von Waschbären, Marderhunden und anderem Raubwild nur noch Kosten hatte. Wann wird er die Erstattung von den Grundstückseigentümern abverlangen?
Die Jäger haben seit Jahrhunderten durch den Ausgleich des Wildtierbestandes eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe erfüllt. Mit der absoluten Unterschutzstellung des Wolfes greift der Bund in ein System ein, dass den Jäger entmündigt und das ausgewogene Verhältnis von Aufwand und Nutzen zerstört.
Unter DBBW Wolfsmonitoring kann man im Internet die wichtigsten Daten zum Wolf erfahren. Mag auch deutschlandweit noch nie so viel Schalenwild wie gegenwärtig geschossen worden sein, bei uns im Gebiet der Jagdgenossenschaft gibt es fast nichts mehr. Das ist nicht nur die Aussage der Jäger, auch die Landwirte haben das festgestellt. Bei einer weiterhin ungebremsten Entwicklung der Wölfe wird dieser gezwungen sein, sich die Nahrung auch außerhalb seines Beuteschemas zu suchen. Als erstes die Nutztiere in Freilandhaltung, im Jahr 2018 waren es deutschlandweit über 2.000 Stück. Auch der Mensch kann dazu gehören, denn ohne Waffe ist er dem Wolf unterlegen. Dann wird das Thema für alle bedeutungsvoll, nicht nur für Nutztierhalter.
Es ist daher höchste Zeit, mit konkreten Maßnahmen den Wolfbestand so zu regeln, dass es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wolf und dem Wild entsprechend seines Beuteschemas gibt. Sich darauf zu verlassen, dass sich die Wolfspopulation durch sinkendes Nahrungsangebot, Verkehrsunfälle, Krankheiten und illegale Abschüsse selbst reguliert, halte ich für gefährlich. Nach dem Verlust von 2/3 meiner Herde muss ich auch für mich feststellen, zu spät und nicht konsequent gehandelt zu haben. Das tägliche Einsperren in den Stall bedeutet vor allem einen organisatorischen Mehraufwand. Leider fehlt es den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung in Bund und Ländern ebenso oft am vorausschauenden Handeln. Vielmehr wird auf erst auf entstandene Probleme oder Schadensfälle reagiert.
Die Definition der anzustrebenden Bestandsdichte in Abhängigkeit von den örtlichen Verhältnissen und die Schaffung von Rechtsgrundlagen, die unmissverständlich und genauso rechtssicher für die örtlichen Entscheidungsträger wie auch die Ausführenden sein müssen wie gegenwärtig der Schutzstatus des Wolfes, gehören dabei zu den wichtigsten Aufgaben. Dieser Standpunkt wird für einige unakzeptabel sein. Wer sich aber für den bedingungslosen Schutz eines Raubtieres einsetzt, ohne eine Lösung für dessen Nahrungssicherheit zu haben, handelt verantwortungslos.
Peter Beer